NATUR UND KULTURELLES ERBE
Entfaltungsraum
Im Jahr 2014 wurde im Königreich Saudi-Arabien zum letzten Mal ein Arabischer Leopard gesichtet. Das Tier war tot. Ein Kameltreiber hatte es vergiftet – aus Furcht, dass Hyänen oder vielleicht Wölfe seine Herde angriffen.
Der Fund war niederschmetternd, zeigte aber, dass noch immer Leoparden die arabische Halbinsel durchstreifen. Die optimistischsten Schätzungen belaufen sich heutzutage auf etwa 200 Tiere, hauptsächlich in Oman und im Jemen.
Seit Jahrhunderten werden diese überaus anpassungsfähigen Raubtiere gejagt, inzwischen bis an den Rand des Aussterbens. Einst legten sie gewaltige Strecken zurück, von den fruchtbaren Hügeln Anatoliens bis zur Küste Jemens. Längst haben sie gelernt, sich in Gegenwart von Menschen unauffällig zu verhalten. Hani Tatwany, Geschäftsführer des Arabian Leopard Fund, sagt: „Genau neben Ihnen könnte ein Tier in einem Wadi sitzen, und Sie würden es gar nicht merken. Es würde einfach nur dasitzen und Sie beobachten.“
Wir wollen nicht, dass es diese Tiere nur in Gedichten oder auf Steintafeln gibt.
Hani Tatwany, Geschäftsführer des Arabian Leopard Fund
Um die Leoparden zurückzuholen, arbeitet Tatwanys Stiftung mit der Royal Commission for AlUla zusammen. Ein Teilbereich des gewaltigen Gebiets ist für die erste geplante Auswilderung vorgesehen. AlUla stellte die finanziellen Mittel für das Programm zur Verfügung.
Aber seien wir realistisch: Sie sollten nicht damit rechnen, demnächst per Geländewagen von Ihrem Hotel aus zu einem abendlichen Leopardenausflug aufzubrechen. Immerhin ist die Wiederansiedlung der Leoparden eines der ehrgeizigsten und komplexesten Raubtierschutzprojekte weltweit.
Weil es weniger Tiere gibt, fehlt oft auch die Datengrundlage. Tatwany räumt ein, dass der Leopard im Reich der Fantasie lebt. Die Zahl der Tiere könne er nur schätzen. Und weil Sichtungen in freier Wildbahn selten sind, weiß niemand so recht, wie weit die Leoparden verbreitet sind und wie sie leben.
Und trotzdem: vorsichtig, versuchsweise, nach und nach werden die derzeit noch in Gefangenschaft lebenden Leoparden nach AlUla und in die Umgegend zurückkehren.
Die Auswilderung der Leoparden ist das Leuchtturmprojekt – aber es passiert noch viel mehr. Für Ben Goldsmith, Umweltschützer, Aktivist und Berater der britischen Regierung, ist „der saudische Plan, das katastrophal dezimierte und überweidete Ökosystem in AlUla zu heilen, eines der ambitioniertesten Projekte der Welt. Ganz klar: Das wird viele Menschen auf neue, gute Gedanken bringen.“
Goldsmith befürwortet die Renaturierung, also die Rückführung von Land in seinen natürlichen Zustand, damit die Natur und all ihre Bewohner ein neues Gleichgewicht finden. Diese Haltung findet in der Politik allerdings bisher kaum Anklang. Saudi-Arabien ist da die Ausnahme: Das dreizehnt-größte Land der Welt will der Natur 30 % seiner insgesamt 2.149.690 Quadratkilometer großen Landfläche zurückgeben. Das ist sicher keine Symbolpolitik.
Ben Goldsmith
Umweltschützer, Aktivist und Berater der britischen Regierung
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Der scheue Arabische Leopard wird zum Symbol für AlUlas ambitionierten arabischen Renaturierungsp lan
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Der Rückkehrer
2019 unterzeichnete die Großkatzenstiftung Panthera ein wegweisendes Abkommen mit dem Königreich Saudi-Arabien zum Schutz des Arabischen Leoparden und der Leoparden auf der ganzen Welt. Das 20 Millionen Dollar teure Unterfangen entsprang einer Zufallsbegegnung zwischen Thomas Kaplan, dem Gründer und Geschäftsführer von Panthera, und Kulturminister Prinz Badr bin Farhan.
Laut Kaplan stellt das Abkommen der Stiftung drei entscheidende Mittel zur Verfügung, um das Überleben der Leoparden in der Wildnis zu sichern: Werkzeuge, Land und finanzielle Mittel. „Der Arabische Leopard wird nicht aussterben – nicht solange wir oder die saudische Regierung etwas dagegen tun können. Davon bin ich überzeugt“, sagt Kaplan.
Wie erwähnt ist die Auswilderung ein komplexer Prozess, der seinen eigenen Gesetzen folgt. Dazu gehört, dass die das Projektteam die Menschen vor Ort besucht und ihnen versichert, dass ihre Lebensgrundlage durch die Rückkehr der Großkatzen keinen Schaden nehmen wird. (Vermutlich werden vor den Leoparden noch Hyänen zurückkehren.)
„Beim Raubtier“, so Kaplan, „müssen wir den Leuten zuallererst beibringen, dass sie keine Angst haben müssen. Die Katzen haben mehr Angst vor den Menschen als die Menschen vor den Katzen. Bei Tigern oder Löwen sähe die Sache wahrscheinlich anders aus, aber eben nicht beim Arabischen Leoparden oder auch beim Geparden.“
Hani Tatwany
Der Geschäftsführer des Arabian Leopard Fund sagt: „Die Leoparden sollen für zukünftige Generationen nicht nur eine blasse Erinnerung sein.“
Mit Argusaugen beobachtet: Wie können Menschen mit dem Arabischen Leoparden zusammenleben?
Irina Bokowa beschreibt die Geschichte AlUlas als Beziehung zwischen Natur, Menschen und kulturellem Erbe.
Umso bemerkenswerter ist es, dass das AIUla-Projekt laut Irina Bokowa „weit über das Welterbe hinausgeht“.
Bemerkenswert deshalb, weil Bokowa von 2007 bis 2019 Generaldirektorin der UNESCO war und maßgeblich dafür sorgte, dass Welterbestätten zu Reisezielen wurden. Was also heißt weit über das Welterbe hinausgehend?
„Es geht darum, wie diese Stätten in den Alltag der Menschen eingebunden werden können“, sagt Bokowa. „Wie wir sie als Geschichte, aber auch als Zukunft betrachten. Wenn wir die Geschichte AIUlas erzählen, geht es uns nicht nur um den Schutz von einem Stück Welterbe. Es geht vielmehr um die lebendige Beziehung zwischen Natur, Menschen und unserem Erbe.“
Wir sind manchmal denkfaul und stellen uns die Wüstenlandschaft als unberührt und rein vor – eine echte Wildnis. Doch der Schein trügt. Zwar ist die Weidelandnutzung auf der arabischen Halbinsel weniger einschneidend als auf den Palmenplantagen Südostasiens oder den gewaltigen Ackerflächen Europas. Aber auch hier zahlen Tiere und Pflanzen einen hohen Preis für unsere immer ausgetüftelten Landnutzungspläne und die ständige Vergrößerung der Nutztierherden. Erst in den letzten Jahren haben Umweltschützer es geschafft, Huftiere und einige Vogelarten wieder in Arabien anzusiedeln. Hani Tatwany ist deshalb optimistisch, was ähnliche Projekte angeht, vor allem für das aufregendste von allen. Denn Gazellen und andere Huftiere könnten die ideale Beute für Leoparden sein.
Auch das kulturelle Erbe kann gefährdet sein und muss, gerade in AlUla, ebenfalls geschützt werden. Die Wüstenluft hat viel zum Schutz der 111 Hügelgräber von Hegras beigetragen, jener außergewöhnlichen Nekropole des nabatäischen Reiches, die vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. ihre Blüte erlebte. Ganz sicher ist für viele internationale Reisende ein Besuch in AlUla so aufregend wie die Entdeckung von Machu Picchu, Bagan oder Angkor Wat.
Können Kamele sorglos grasen? Die Wiederansiedlung gefährlicher Raubtiere muss genau geplant werden
„Vor allem müssen wir Konflikte zwischen Mensch und Tier verhindern. Konflikte entstehen meist, wenn die Tiere Viehherden angreifen. Das sind Katzen – die können ja nicht zwischen Haustieren, Herden und wilden Tieren unterscheiden. Also muss die Bevölkerung wissen, dass es sofort eine Entschädigung gibt, wenn ein Leopard ein Nutztier reißt. Und dass sie unter keinen Umständen eine Katze töten dürfen“, erklärt Kaplan.
Für Reisende nach AlUla ist die Vorfreude auf dieses einzigartige Experiment der Auswilderung und der Neubestimmung der Beziehung zwischen Menschen und ihrer angestammten Umgebung wohl so groß wie die Lust auf Events, Resorts und Sehenswürdigkeiten.
Im öffentlichen Bewusstsein sind Auswilderungs- und Wiederansiedlungsversuche – wie der Plan zur Stärkung des Arabischen Leoparden – aber oft ein Ringen zwischen Mensch und Natur.
Wo immer die Wiederansiedlung fast ausgestorbener Fleischfresser geplant wird, regt sich Widerstand. Ein Behörde im US-Bundestaat New Mexico baute sogar hochgerüstete Bushaltestellen, um Kinder vor der vermeintlichen Bedrohung durch Wölfe zu schützen – obwohl diese Bedrohung eher ins Märchen als in die Nachrichten gehört. Als ein schottischer Landbesitzer Wölfe in die Highlands zurückholen wollte, war die Wut der Bauern und von Wandervereinen so groß, dass er sein Vorhaben bald wieder aufgeben musste.
Darüber ärgert sich der Auswilderungsaktivist und Umweltschützer Ben Goldsmith, der darauf hinweist, dass „jedes Land in Europa seine Wölfe zurückholt – sogar die Niederlande, Luxemburg und Belgien. Wir leben vollkommen harmonisch mit diesen wunderbaren Tieren zusammen.“
Es gibt eben auch die guten Beispiele, von der Walbeobachtung im Pazifik bis zur Tigerinventur in Nepal – die Begegnung von Mensch und Natur kann für beide gut ausgehen und zum Überleben beitragen.
„Für einen wie mich, der seit 35 Jahren im Naturschutz arbeitet, sieht die Zukunft fast schon rosig aus”, sagt Hani Tatwany. Ihn beeindruckt, dass die vielen jungen Menschen vor Ort und die Regierung des Landes an einem Strang ziehen.
Über kurz oder lang wird die Natur in Arabien wieder in ihren einstigen Zustand zurückkehren – und davon werden auch die Menschen profitieren, die ohne die Natur nicht existieren können.
Hani Tatwany, Geschäftsführer des Arabian Leopard Fund
Der Investor und Philanthrop Thomas Kaplan über seine „sehr persönliche“ Beziehung zu AIUla.
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Die Zukunft AlUlas als globales Forschungszentrum, als Kultur- und Naturerbe und als Touristenziel wurde im November festgeschrieben, als die Royal Commission for AlUla und die UNESCO in Paris ihre Partnerschaft besiegelten.
Die UNESCO wird bei der Schaffung neuer Biosphären-Reservate und Geoparks helfen und AlUlas „immaterielle“ Traditionen und Kulturdenkmäler in die entsprechenden Listen aufnehmen. Zehn neue Förderprogramme machen AlUla zum Labor für nachhaltige Entwicklungs- und Naturschutzmodelle.
Hinzu kommt UNESCOs Weltdokumentenerbe-Programm, das sich um das niedergeschriebene Kulturerbe in der arabischen Welt bemüht. In den antiken Stätten Hegra und Dadan finden sich zahlreiche petrographische Zeugnisse und Hieroglyphen. Saudi-Arabien stellt zudem Gelder für fünf achtmonatige Stipendien für junge Archäologen bereit, als Ergänzung der über 400 Auslandsstipendien für Agronomie- und Nachhaltigkeitsstudenten.
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